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Felicitas , Sängerin

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Dieses enge Gefühl im Bauch. Angst, dass alle denken, ich bin unfähig. Der Redestrom hört auf. Ich mag dieses Gefühl nicht.

Skeptische Blicke. Ich fühle mich einsam. Tränen hinter den Augen aber ich darf nicht weinen. Im Tram nicht laut deutsch sprechen.

Man muss auf der Bühne selbstbewusst sein.

Allein bin ich immer. Manchmal wäre ich am liebsten gar nicht da. Einsamkeit. Angst. Ich will die Beste sein.

Was bin ich ohne Erfolg?

Ich will gesehen werden und doch nicht. Ehrgeiz.

Es passt nichts zusammen. Versagen.Ich muss die Beste sein.

Das Publikum anschauen. „Stell dein Licht nicht unter den Scheffel!“ Sind alle Schüchterne eigentlich zu ehrgeizig? Schützt mich meine Schüchternheit vor mir selbst?

Ich glaube, eigentlich sind die meisten schüchtern.

Ist Arroganz ein Zeichen von überdeckter Schüchternheit?

Ich mag keine Menschen um mich haben.

Ich möchte nicht reden und doch setze ich mich immer wieder diesen Situationen aus. Ich möchte doch nur gesehen werden. Lampenfieber. Das Publikum ist mein Feind. Alle sollen mich mögen, aber muss das sein? Menschen, die mir keine gutes Gefühl machen.

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Nathalie, Tänzerin

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Rote Backen – le rouge qui monte aux joues

Fever im Kopf, im ganzen Körper

Je tremble, meine Stimme zittert, flüstert, löscht sich ab.

Auch wenn ich schreien möchte, kommt kein Ton raus.

Alle sehen mich, alle schauen mich streng an, alle sind nur da, um mich zu beurteilen.

Ich schäme mich. Tränen in Augen.

Ich ziehe mich zurück, in meinem Zimmer, wo die Freiheit ist. Da niemand mich sieht, alleine bin ich frei, bin ich.

Aber allein – und ich möchte so sehr geliebt werden, alles richtig machen, fehlerlos, so perfekt, dass ich nicht kritisiert werden kann.

Mich aufpassen.

Mich bemühen.

Üben.

Und vielleicht wird die Schüchternheit ihren Griff loslassen.

Und ich könnte endlich singen, schreien, reden, tanzen, lachen. Geliebt werden? Mich selbst lieben?

So wie ich bin.

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Klaus, Neurologe

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Blackout

Sorge vor Fehlern

sich schämen

Blamage

Falsch singen

Text vergessen

Erwartungen nicht genügen (eigenen/fremden)

fehlende Souveränität

Angst

aber auch:

Bewusstwerdung

daran arbeiten

überwinden

Mut

„Ich gebe meine Bestes und das muss reichen“

„Nobody is perfect“

„Die Meinung anderer ist mir nicht mehr so wichtig“

„mach`s besser“

„Ich singe primär zu meiner Freude“

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Anouk, Neurologin

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Kleines, dürres Mädchen mit blonden, strähnigem Haar. Furchtbar beschämt und schüchtern.

Nur keine Menschen sehen.

Ich fühle mich im ganzen Körper eingesperrt und furchtbar „link“, als stünde ich halb ausserhalb meines Körpers.

Erde tu dich auf!

Die Rettung ist, wenn einen niemand beachtet, niemand mehr sieht.

Wichtig ist, niemanden anzusehen, sich nicht zu bewegen, keinen Laut von sich zu geben, am besten nicht atmen, keinen Raum einnehmen bis gar niemand mehr einen wahrnimmt.

Die Rettung wäre, wenn eine Katze mir um die Beine streichen würde, damit ich mich bücken könnte um sie zu streicheln und meine ganze Aufmerksamkeit auf sie richten könnte alles und alle vergessen - und ihr folgen könnte in die Katzenwelt, in ein Katzenfell schlüpfen, so dass ich keine blasse Haut mehr hätte, der ganze Körper bis an die Augen und die Nasenspitze bedeckt mit dichtem Fell, das ich aufstellen könnte.

In der Schule erzählte die Lehrerin einmal eine Geschichte von einer Tarnkappe und wir durften einen Aufsatz schrieben: „Wenn ich eine Tarnkappe hätte“.

Welche wunderbare Erfindung, welche Erlösung. Ich bin mit dem Aufsatz nie fertig geworden, so viel hätte es zu schreiben gegeben...

Wie viel Scham und Schande wäre mir erspart geblieben unter der Tarnkappe, welche Freiheit!

Und welche Erhabenheit!

Was es unter der Tarnkappe alles zu sehen gegeben hätte, was man doch alles gehört und mitbekommen hätte!

Welches Wissen man mit einer Tarnkappe hätte sammeln können!

Aber wie furchtbar peinlich ist es doch da stehen zu müssen mit fadem, uninteressantem Gesichtchen, gesenktem Blick und dürrem, steifem, unperfektem Körper!

Eine Kompetenz, eine einzige Kompetenz zu besitzen, das wäre der Ausbruch aus der Scham, Schüchternheit und Erstarrung gewesen oder eine Überraschung bereit zu haben, die alle anderen kurz zum Erstarren gebracht hätte...das wäre die Möglichkeit gewesen die Macht zu haben und zu entfliehen...

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Godo, Schreiner

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Im Gespräch und normalerweise bin ich nicht sehr schüchtern.

Sobald ich etwas vorbereitet habe und es dann vortragen will, dann fangen die Probleme an!

Je mehr Leute mir zuschauen, desto schwieriger wird es für mich. Schon Monate im Voraus zieht sich bei mir alles zusammen, wenn ich an meine Vorführung denke. Als Kind 2. Klasse hatte ich eine schlechte Erfahrung. Die Kirche war voll ca. 250 Personen, musste ich ein Verslein aufsagen. Ich ...., die Frau Pfarrer konnte mir auch nicht helfen, und alle Leute schauten auf mich. Dieses Horrorerlebnis dauerte eine gefühlte EWIGKEIT. Von da an musste ich nie mehr was aufführen oder spielen. Das Nachher hat mich wahrscheinlich mehr geprägt als der Horroraugenblick!

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Isabelle, Krankenschwester

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Rampenlicht Amateursängerin

Angst Perfektion

Trampelig gehemmt

wackelige Stimme zittrige Stimme

Leere, Fehler, Vergessen

von aussen auf mich guckend

Verunsichern der anderen

abgelenktsein durch Publikum

was denken die anderen von mir

unflexibel, da wenig spontan.

Röte im Gesicht

keinen Spass mehr, Frage nach dem „Warum habe ich mich darauf eingelassen“

Don Giovanni, Oper gesehen, nicht meine Lieblingsoper

Stimmversagen zB Erkältung

Töne treffen, zu früh, zu spät einsetzen

Dir deine Bewertung versauen

zu wenig Zeit

zu hohe Erwartungen

phantasielos

MUT

sich selber stärken

man wächst an seinen Aufgaben

etwas neues ausprobieren

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Bernhard, Informatiker

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Kleines, dürres Mädchen mit blonden, strähnigem Haar. Furchtbar beschämt und schüchtern.

Nur keine Menschen sehen.

Ich fühle mich im ganzen Körper eingesperrt und furchtbar „link“, als stünde ich halb ausserhalb meines Körpers.

Erde tu dich auf!

Die Rettung ist, wenn einen niemand beachtet, niemand mehr sieht.

Wichtig ist, niemanden anzusehen, sich nicht zu bewegen, keinen Laut von sich zu geben, am besten nicht atmen, keinen Raum einnehmen bis gar niemand mehr einen wahrnimmt.

Die Rettung wäre, wenn eine Katze mir um die Beine streichen würde, damit ich mich bücken könnte um sie zu streicheln und meine ganze Aufmerksamkeit auf sie richten könnte alles und alle vergessen - und ihr folgen könnte in die Katzenwelt, in ein Katzenfell schlüpfen, so dass ich keine blasse Haut mehr hätte, der ganze Körper bis an die Augen und die Nasenspitze bedeckt mit dichtem Fell, das ich aufstellen könnte.

In der Schule erzählte die Lehrerin einmal eine Geschichte von einer Tarnkappe und wir durften einen Aufsatz schrieben: „Wenn ich eine Tarnkappe hätte“.

Welche wunderbare Erfindung, welche Erlösung. Ich bin mit dem Aufsatz nie fertig geworden, so viel hätte es zu schreiben gegeben...

Wie viel Scham und Schande wäre mir erspart geblieben unter der Tarnkappe, welche Freiheit!

Und welche Erhabenheit!

Was es unter der Tarnkappe alles zu sehen gegeben hätte, was man doch alles gehört und mitbekommen hätte!

Welches Wissen man mit einer Tarnkappe hätte sammeln können!

Aber wie furchtbar peinlich ist es doch da stehen zu müssen mit fadem, uninteressantem Gesichtchen, gesenktem Blick und dürrem, steifem, unperfektem Körper!

Eine Kompetenz, eine einzige Kompetenz zu besitzen, das wäre der Ausbruch aus der Scham, Schüchternheit und Erstarrung gewesen oder eine Überraschung bereit zu haben, die alle anderen kurz zum Erstarren gebracht hätte...das wäre die Möglichkeit gewesen die Macht zu haben und zu entfliehen...

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Sophie, Pfarrerin

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Immer das Gefühl, nicht in Ordnung zu sein.

Manchmal auch: gar nicht vorhanden-es gibt mich nicht als Person, als eigenständige unverwechselbare Person.

Ich schaue in den Spiegel mit ca. 8 Jahre und verstehe nicht, warum andere mich als Sophie erkennen in diesem Spiegelbild.

Wie kann mich jemand erkennen? Ich bin doch nichts, auch im Spiegel nicht, da ist nichts, keine Kontur, keine Identität.

In der Schule sagte ich nichts, bin auch nicht anwesend. Ich bin nicht ich, nur mein Körper ist da.

Ich bin das tapfere kleine Indianermädchen, das mit seinem Pferd durch die Gegend reitet.

Ich habe dort keine Eltern, keine Geschwister, bin alleine und glücklich mit meinem Pferd. Zwingt mich die Lehrerin in die Realität zurück, zwingt sie mich gar zum Sprechen, erschrecke ich vor meiner eigenen Stimme.

Älterwerden - „Erwachsenwerden“ - die Schüchternheit verschleiern, Masken ausprobieren, Masken mir zu eigen machen, die Welt der Tagträume verblasst, ich träume mich in die Realität - Masken, Masken, Masken.

Selbst der Versuch, authentischer zu werden: Maske.​

Und doch: Ich gewinne Kontur, Identität, finde manchmal auch meine Stimme. Manchmal?

Eine Weile lang das andere Extrem: rede zu viel, vorlaut, aufdringlich, besserwisserisch, liebedienerisch...

Aber auch:

Ich werde, schwankend zwischen den Extremen, pendele mich ein.

Das schüchterne Mädchen lebt weiter und bricht manchmal überraschend und unkontrollierbar aus. Beim Geigespielen: daheim, allein bin ich im Fluss und kann rein in verschiedenen Lagen spielen, mit anderen verkrampft sich alles und ich spiele so unsicher wie als Kind.

Keine Chance, das zu aktivieren, was allein möglich war. Die Schüchternheit ist im Körper gespeichert und kommt einfach über mich in Situationen, die ich aus Kindheit und Jugend kenne.

Druck, Enge in der Brust: Du musst mehr, besser, leistungsfähiger...werden. Auch Schüchternheit, bzw. Der Versuch, sie zu bemänteln?

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